Untersuchungsausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses

Parlament

Die Presstische waren voll besetzt und die Fotografen standen Spalier. Kein Wunder – waren doch für die Sitzung am 23. November der ehemalige Technik-Chef Amann und der ehemalige Flughafenchef Mehdorn geladen.

Amann hob hervor, dass es bei seinem Amtsantritt massive Mängel in der Kommunikation und erhebliche Missstände zwischen Planung und Durchführung gab. Ebenfalls als schwierig stellte sich das Verhältnis der Geschäftsführung zu den großen Firmen dar. Darüber hinaus gab es keine Verträge in der nötigen Form, um Bauleistungen abzufragen bzw. -fordern – niemand wusste so richtig, was getan werden sollte.

Er habe dann zunächst sukzessive die erkennbaren Mängel auflisten lassen, wobei er darstellte, dass das Problem des stehenden Wassers in den Kabelschächten an der Startbahn Süd schon 2012 bekannt war. Diese waren offenbar aus ökologischen Gründen als Versickerungsschächte konzipiert, was bei dem hohen Grundwasserstand aber offensichtlich nicht zweckmäßig war. Den Eröffnungstermin 2013/14 war gefordert, eine realistische Einschätzung aufgrund der Kürze der Zeit allerdings nicht möglich.

Nach der schonungslosen Auflistung der Mängel, bei deren Aufdeckung auch nichtzerstörungsfrei vorgegangen wurde, und deren schrittweiser Abarbeitung hätte der BER vielleicht schon am Netz sein können. Auf Frage nach dem Grund seines Ausscheidens erwiderte er: „Ich wollte nicht weg, aber als Mehdorn kam, war da kein Platz mehr.“

Ich fand, und da waren sich alle Ausschussmitglieder einig, dass diese Befragung ausgesprochen informativ war und zu allen gestellten Fragen kompetenten Antworten geliefert wurden. Selbst Her Czaja war zufrieden. Wurden doch seine Wiederholungsfragen wieder und wieder beantwortet. Die gab ihm Gelegenheit einen offensichtlich neu gelernten Begriff (kommunizierende Röhren, Physik Mittelstufe) dermaßen oft zu wiederholen, dass die Zuhörer das Zählen aufgaben.

Hartmut Mehdorn hielt erst einmal fest, dass er sich nicht beworben habe, sondern geholt wurde. Entsprechend ging es weiter. Er habe eine Baustelle vorgefunden, auf der niemand arbeitete und auf der nicht miteinander geredet wurde. Kurz gesagt sprach er allen an dieser Baustelle Beteiligten ihre Kompetenz ab. Er legte weiter dar, dass er unter dem Abnahmetermin die Baufertigstellung meinte. Die Sicherheitsprüfungen hätten auch während des schon laufenden Betriebs gemacht werden können. Das hätte man in München auch so gemacht. Seine weiteren Ausführungen machten klar, dass bei ihm offensichtlich die schnelle Inbetriebnahme vor Abarbeitung sämtlicher Mängel stand.

Als ich seine Darstellungen als Prosa und Märchenstunde bezeichnete und ihn als Fehlbesetzung darstellte, war er wohl etwas fassungslos: „Nennen Sie mich nicht lieber Herr Mehdorn, ich bin nicht lieb!“

Bei seinen weiteren Ausführungen blieb er bei seiner Linie. Er bestritt auch, vom Wasser in den Kabelschächten gewusst zu haben. Man habe nicht ihm geredet.

Es war eine sehr lange Sitzung, die aber auch einen gewissen Unterhaltungswert hatte.

 
 
 

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